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  • Venezuelas Norden: Unter dem ewigen Gewitter
  • Venezuelas Norden: Unter dem ewigen Gewitter

    2016-05-04
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    Zuckende Blitze brachten den Anwohnern des Maracaibo-Sees im Februar einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde: Das “Catatumbo-Gewitter”, das sich fast jede Nacht über ihren Stelzenhütten entlädt, produziert weltweit die meisten Blitze pro Quadratkilometer im Jahr – im Schnitt 181. An bis zu 260 Tagen im Jahr beginnt kurz nach der Dämmerung das Spektakel, es kann bis zu neun Stunden andauern. Inzwischen ist es sogar für eine Ernennung zum Unesco-Weltkulturerbe vorgeschlagen worden.

    Der Reuters-Fotograf Jorge Silva ist im Oktober in seiner Hängematte kaum zum Schlafen gekommen, als er bei einem Aufenthalt im Norden Venezuelas das Naturphänomen dokumentieren wollte. “Um 2 Uhr nachts weckte uns das Gewitter mit einem Donnerschlag und endete nicht vor dem Morgengrauen”, erzählt Silva in seinem Blogeintrag. “Es war wie ein Festival eines stroboskopischen Feuerwerks.”

    Dort, wo der Fluss Catatumbo in den Maracaibo-See mündet, seien die Blitze vertikal, horizontal, verzweigt und wie ein riesiger Fluss auf der riesigen Himmelsleinwand erschienen. “Es war eine visuelle Sinfonie.” So etwas Schnelles müsse man ganz langsam fotografieren, schreibt der Fotograf, mit Belichtungszeiten von ein, drei und bis zu fünf Minuten – “ISO 100, Blende 22”.

    Forscher vermuten, dass das Phänomen durch die besondere Lage des größten südamerikanischen Sees zwischen zwei Anden-Gebirgsketten bedingt ist. Kombiniert mit Temperaturen von weit über 30 Grad Celsius und warmen karibischen Winden bilden sich schnell energiereiche Gewitterwolken. Ein regionaler Jetstream sorgt zusätzlich für jahreszeitliche Schwankungen: Von Ende Januar bis März beruhigt sich das Himmelstheater.

    Das Blitzlichtflackern, das die Welt ins Staunen versetzt, ist für die Einwohner am Ufer des Maracaibo-Sees nichts Besonderes. “Ich hatte den Eindruck, dass sie glauben, die Nächte seien überall auf der Erde so”, schreibt Jorge Silva, der aus Mexiko stammt. “Manche sagen, dass sie das Wetterleuchten gar nicht wahrnehmen.”

    Silva widmete sich nicht nur den elektrischen Entladungen in weiter Ferne. Er beobachtete und dokumentierte auch das Alltagsleben in den Fischerdörfern Ologa und Congo Mirador, “ein Leben mit harter Arbeit und täglichem Kampf”. Sich seinen Unterhalt an dem ölreichen Maracaibo-See zu verdienen, sei nicht einfach. Trotz des werbeträchtigen Guinness-Buch-Rekords kommen bisher nur wenige Touristen hierher.

    http://www.spiegel.de/reise/fernweh/venezuela-catatumbo-gewitter-am-maracaibo-see-a-1006133.html

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